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Wieder demonstrierten 4000 Kriegsgegner |
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Sie forderten ein Ende der Angriffe
"Das gehört jetzt schon dazu"
Künstler unterstützten Protest - Fitzgerald Kusz und Opernsängerin am Kornmarkt
VON SABINE STOLL
Seit den ersten Angriffen auf Bagdad ist mehr als eine Woche vergangen, doch die Proteste halten an: Gestern Abend sind wieder 4000 Menschen auf die Straße gegangen, um für den Stopp des Irak-Kriegs zu demonstrieren. Nürnberger Künstler wie der Dichter Fitzgerald Kusz und die "Ärzte für Frieden" beteiligten sich an den Protesten. Zur ersten "Freitagsdemonstration" hatten der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und das Friedensforum aufgerufen.
Sie treten als Ärzte einer Klinik der südirakischen Stadt Basra auf. Es gibt keinen Strom, keine Medikamente, dafür viele Krebskranke. Krebs als Folge uranhaltiger Munition. Die Ärzte knien auf dem Boden, "weil sie machtlos sind", sagt Dr. Helmut Sörgel, Nervenarzt aus Nürnberg und "Arzt für Frieden". Zuletzt gibt es nicht einmal mehr ein Gebäude. Bomben zerstörten die Klinik. Die Ärzte rufen "Stoppt den Krieg, das ist die beste Medizin." 4000 Menschen verfolgen den Auftritt der "Ärzte für Frieden" auf dem Kornmarkt. Dort liest der Lyriker Fitzgerald Kusz Friedensgedichte. Dort tritt die Opernsängerin Siphiwe Mckenzie auf, begleitet vom Kapellmeister der Oper, Noorman Widjaja.
Es ist das erste Mal, dass Nürnberger Künstler die Demonstrationen gegen den Irak-Krieg unterstützen. Doch viele Demonstranten, darunter einige Mitglieder der SPD-Stadtratsfraktion und Vertreter der Kirchen, sind zum wiederholten Mal auf der Straße. Für die Schülerin Sarah Rösler (17) vom Labenwolf-Gymnasium zum Beispiel ist es die sechste Demo. "Das gehört jetzt schon dazu." Auch außerhalb der Schulzeit. "Die Schüler zeigen mit ihrer Anwesenheit hier, dass es ihnen nicht um das Schulschwänzen geht", meint Bürgermeister Horst Förther in Vertretung von OB Ulrich Maly auf der Kundgebung am Kornmarkt.
Ein Protest, der zum Ritual wird. Nicht nur für die Jungen. Alle Generationen sind vertreten. Das Ehepaar Arabacky beispielsweise schließt sich dem Zug von der Lorenzkirche über den Frauentorgraben durch die Straße der Menschenrechte bis zum Kornmarkt an. "Ich bin ein politisch denkender Mensch, da bleibt mir nichts anderes übrig", sagt Wasil Arabacky (60). Er hat die Hoffnung, dass auch Bush fernsieht, die Demonstrationen sieht. "Ich mache das jetzt jeden Freitag", meint Gertraud Arabacky (56).
Immer wieder freitags, 18 Uhr. Die Demonstration soll eine Institution werden. Solange, bis der Krieg beendet wird. Bereits am Nachmittag hatte das "Antikriegsbündnis" auf die Kriegsfolgen aufmerksam gemacht. Die Gruppe inszenierte am Weißen Turm ein symbolisches Massensterben. Ohne Massen allerdings. Demonstranten setzten oder legten sich auf den Boden, spielten "toter Mann", "tote Frau". Um der Opfer Willen.
NN/HA/LOKAL/LOKAL1 - Sa 29.03.2003 STADT NÜRNBERG
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